Gestaltungsprinzip: Framing
Für eine optimale Bildkomposition gibt es viele Regeln und Techniken. Ist man zu Fuß im Regenwald unterwegs, lassen die Rahmenbedingungen bzw. die aktuelle Fotosituation aber manchmal nicht zu, dass man alles wie im Studio komponiert. Wilde Lemuren bewegen sich gerne schnell fort oder sitzen gut versteckt hoch oben im Baum. Ein barrierfreier Blick aufs Tier im dichten Wald? Fast unmöglich oder nur mit sehr viel Glück zu erhaschen. Damit das Motiv nicht ungenutzt vorbeizieht, kann man hier das Gestaltungsprinzip des Framing gut anwenden.
Frame ist englisch für „Rahmen“. Beim Framing fokussiert man sich nur auf einen Teil des Motivs und sucht sich passende Bereiche der Umgebung als „natürlichen Rahmen“ dazu. Im Dschungel Madagaskars kann man beispielsweise Blätter, Moose, Orchideen, Felskanten oder Äste als Rahmen verwenden. Wichtig ist dabei, dass auch diese Bestandteile des Bildes ausreichend belichtet werden. Ein unterbelichteter Rahmen sorgt für einen „Schlüsselloch-Effekt“: Der Rahmen ist viel zu dunkel, man schaut auf dem Foto wie durch ein Schlüsselloch auf das gut ausgeleuchtete Motiv. Beim Framing soll der Rahmen jedoch genauso gut beleuchtet sein wie das Motiv selbst. Der Rahmen soll den Blick des Betrachters verstärkt auf das Motiv lenken und dadurch der Bildkomposition ein hohes Maß an Tiefe geben. Diese Gestaltungstechnik lässt sich auch wunderbar in der Makrofotografie anwenden.
Nikon D7500, Sigma 150-600 mm F5-6,3 DG OS HSM Contemporary, Dx-Format, Cropfaktor 1,4
f/6.3, 1/1000 sec, ISO 1000, manueller Modus, freihändig
Dieser Diademsifaka wurde in den Baumwipfeln des Nationalparks Andasibe-Mantadia fotografiert. Es gab keine barrierfreie Sicht auf den Lemuren, daher wurde das umliegende Blattwerk kurzerhand als Rahmen verwendet. Ich habe einfach mitten durch die Blätter fotografiert, wobei ich darauf geachtet habe, dass das Blattwerk genug Umgebunglicht abbekommt. Lediglich das Gesicht des Sifakas ist scharf, das übrige Bild verschwindet in mystischer Unschärfe.
Infos zum fotografierten Tier
Diademsifakas sind vom Aussterben bedroht und kommen nur an der Ostküste Madagaskars vor. Sie leben in Gruppen von zwei bis zehn Tieren. Sie sind sehr sozial, spielen und fressen gemeinsam oder lausen sich gegenseitig. Der Name dieser schönen Lemuren kommt vom weißen Fell, dass sich wie ein Diadem an ihren Kopf schmiegt.
Nikon D750, Nikkor 105 mm Micro, Vollformat
f/11, 1/200 sec, ISO 100, manueller Modus, freihändig
Bei diesem Erdchamäleon namens Brookesia superciliaris wurde durch ein verwelktes Blatt hindurch fotografiert. Ein externer Blitz wurde mit geringster Leistung über das Chamäleon gehalten, so dass eine gute Ausleuchtung des Hauptmotivs von oben entsteht. Beim ersten Versuch war das Laubblatt selbst unterbelichtet und lediglich das Tier hatte optimale Lichtverhältnisse. Daraufhin wurde Blitz leicht in Richtung dem Tier zugewandter Seite des Blattes gekippt. So kam noch genügend Licht auf das Erdchamäleon, aber die schöne Struktur des Laubblattes wurde hervorgehoben.
Infos zum fotografierten Tier
Das Erdchamäleon Brookesia superciliaris gehört zu 96 von weltweit 217 beschrieben Chamäleonarten, die nur auf Madagaskar vorkommen. Es ist eines der größten Erdchamäleons, auch wenn es keine zehn Zentimeter lang wird. Tagsüber tarnt es sich mit seinem Blatt-ähnlichen Aussehen geschickt auf dem Erdboden. Nachts schläft es auf dünnen Ästchen, um mögliche Fressfeinde früh durch die Bewegung des Schlaf-Astes bemerken zu können.
Nikon D750, Nikkor 105 mm Micro, Vollformat
f/14, 1/125 sec, ISO 400, manueller Modus, freihändig
Bei diesem Chamäleon der Art Calumma gastrotaenia wurden die beiden bereits erwähnten Methoden der Lichtsetzung kombiniert, um ein spezielles Framing zu schaffen. Durch ein großes, lebendes Blatt am Baum wurde das Portrait des Chamäleons aufgenommen, das auf einem Ast dahinter saß. Das genutzte Blatt wurde von vorhandenem Licht erhellt, während das Calumma gastrotaenia zusätzlich durch einen Blitz mit geringer Leistung illuminiert wurde.
Lust, das Framing auch mal auszuprobieren? Wir helfen Dir gerne mit unserem Foto-Support während unserer Fotoreisen, solche Aufnahmen selbst zu machen!